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19 - 14. Mai 2007 |
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SchlagLicht | ||||||
Abwerbung – nicht zu verhindern? Wenn man den jedermann zugänglichen Einträgen im "Schlagabtausch" des HockeyDialog glauben darf (und warum eigentlich nicht), dann ist im größten Landesverband der Hockeyrepublik Ungeheuerliches geschehen: Ein inzwischen zurückgetretener (oder "geschasster"?) Trainer des Talentzentrums hat offen Abwerbung betrieben indem er entsprechende Mails an die Objekte der Begierde geschrieben hat. Das spricht entweder für eine in diesem Bereich seltene Offenheit oder für eine (eher anzunehmende) Dummheit. Bedenkt man, dass der Rheinbezirksvertreter Kay Milner für diese - damals noch unbewiesene - Behauptung der Abwerbung in Talentzentren beim Verbandstag des WHV mächtig Prügel einstecken musste, und bedenkt man weiter, dass der betroffene Trainer in der Vergangenheit jeden, der auch nur den leisesten Verdacht von Abwerbeversuchen äußerte, mit Klageandrohungen überzog, dann kann man dem Ganzen sogar einen gewissen Unterhaltungswert abgewinnen - jedenfalls dann, wenn man nicht betroffener Verein ist, dessen Spieler ins Visier des besagten Trainers gerieten. Bei diesem Klientel dürfte sich die Zahl der Schenkelklopfer eher in Grenzen halten. Doch was sollen jetzt die empörten Aufschreie und wem nützen sie? Den Klubs, die in der Vergangenheit Federn lassen und Jugendliche von dannen ziehen lassen mussten ebenso wenig, wie denen, die nach wie vor hinter der Idee von Stützpunkttraining und Talentzentren stehen. Bei allem Verständnis für die Betroffenen: Wo Leistungssport betrieben wird, da gibt es normalerweise auch Wettbewerb und als Folge hiervon Abwerbung oder zumindest Abwerbungsversuche. Im Erwachsenenbereich sogar einen Markt mit einschlägigen Anzeigen in den Fachmagazinen. Im Jugendbereich hingegen ist das Thema Abwerbung zumindest offiziell tabu, aber natürlich auch (wenn auch nicht gerade bei Stützpunkttrainern) durchaus nicht ungewöhnlich. Die meisten Übungsleiter werden's wahrscheinlich aber nicht gar so dämlich angehen, dass sie Kindern und Jugendlichen, die sie in ihr Team holen wollen, einen Einschreibebrief mit Rückschein zuschicken, sondern lieber andere im Hintergrund für sich arbeiten lassen. Aber in der Sache macht das kaum einen Unterschied, und im Ergebnis erst recht nicht. Wenn man aber schon Abwerbungsversuche im Jugendbereich nicht verhindern kann, dann stellt sich die Frage, warum wir nicht offen damit umgehen und sie in unsere Konzepte und Planungen einbauen. Dabei aber diejenigen, die dabei auf der "Verliererseite" stehen, in der Regel kleinere Vereine, die eine gute Basisarbeit machen und dann um den verdienten Lohn gebracht werden, entschädigen. Andere Verbände sind uns da schon einen großen Schritt voraus und haben eine "Ausbildungsabgabe", berechnet nach der Verweildauer im bisherigen Verein, für wechselwillige Jugendliche schon längst in ihren Statuten verankert, als Abgabe die nicht verlangt werden muss, aber verlangt werden kann. Klar: Mit Geld kann man nicht die Lücken, die gute Spieler bei einem Wechsel immer hinterlassen, schließen. Aber immerhin ist Geld ein Regulativ, um allzu viel Abwerbung einen Riegel vorzuschieben. Und eine Anerkennung für die geleistete Basisarbeit in den Kleinvereinen ist es auch. Auf jeden Fall sollten wir, statt empört aufzuschreien, uns der Realität stellen. Herbert Bohlscheid |
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