05 - 30. Januar 2007

SchlagLicht

Die Hockey-Bundesliga - ein schlafender Riese im Dauerkoma

Wenn Ihr Hockeyklub als Bundesligaverein mit allem zufrieden ist und Themen wie Terminplanung, Spielpläne, Abstellung von Nationalspielern, Kostenausgleich DM, BL-Umlage, Schirikosten, Härtefallregelung, Abrechnung und Vergabe der DM-Endrunden, Zusammenarbeit Vereine – BL-Vertreter, Hallen-Bundesliga, Zusammensetzung Bundesligaausschuss, nicht weiter interessieren, dann gehören Sie offensichtlich zu den wenigen Ausnahmen in der Hockey-Bundesliga-Landschaft und brauchen nicht weiter zu lesen. Bei den meisten Bundesligavereine ist die Unzufriedenheit allerdings groß. Geäußert wird diese allerdings viel zu selten und wenn, dann leider oft nur im kleinen Kreis oder in Leserbriefen oder E-Mails aus Hamburg und Mönchengladbach, die (dem Sportverlag sei’s gedankt) in der DHZ veröffentlicht werden.

Es hat lange gedauert, bis die Bundesligavereine überhaupt ein Mitspracherecht hatten: Anfang der neunziger Jahre war es der Stuttgarter Horst Ruoss, der mit einigen Hamburger Vereinen die Initiative übernahm und immerhin jährlich ein oder zweimal alle Vereine an einen Tisch holte. Die Bundesligavereinsversammlung war geboren – mal mehr, mal weniger erfolgreich.

Immerhin gab es dann später erstmals eine Bundesliga- und Pokalkommission, die sich durch die aktiven Vereinsvertreter ein größeres Mitspracherecht erkämpften. Durch die auf dem Bundestag 2005 beschlossene Strukturreform wurde dann aber alles wieder schlechter. Der von den Vereinen gewählte Vertreter sitzt nicht im entscheidenden Präsidium, sondern nur im Vorstand. Der neue Bundesligaausschuss wurde total verwässert. Dort müssten eigentlich die Vereine die Mehrheit haben, was diese mehrmals im Vorfeld gefordert hatten und daher deren Zusammensetzung und Geschäftsordnung auf der Vereinsvertreterversammlung 2004 abgelehnt hatten. So sind nur 4 von 10 Mitgliedern Vereinsvertreter. Verwunderlich auch, dass dort zwei Vertreter der Deutschen Hockey Agentur sitzen, deren Interessen eindeutig sind.

Eine mögliche Lösung findet man in anderen Sportarten. Hockey ist die einzige olympische Mannschaftssportart, die noch nicht eigenständig organisiert ist. Im Handball, Volleyball und Basketball ist das seit Jahren der Fall. Es soll ja dann nicht soweit wie im Basketball gehen, dass das Präsidium gegen die von den Vereinen der 2. Liga beschlossene Neugliederung klagt und man sich vor Gericht wieder trifft. Aber dringend geboten wäre, dass die Bundesliga ihre Angelegenheiten selber regelt – natürlich immer in Abstimmung. Die finanzielle Grundlage ist geschaffen. Alleine durch die BL-Umlage von 275 €.- pro Verein stehen sofort 35000 € pro Jahr zur Verfügung.

Die Vereine sind an der unbefriedigenden Situation aber selber Schuld. Zwar wird viel kritisiert – nur wird leider kaum etwas getan. Bestes Beispiel ist die Beteiligung an den Vereinsvertreterversammlungen, die sehr schlecht ist. Das ist verwunderlich, denn es gibt jede Menge Probleme und Fragen. Einige wenige Beispiele gefällig: Wie kann es sein, dass zu einem 2. Liga Spiel in der Halle Schiris aus München nach Köln anreisen und der Gastgeber so über 500 € zahlen muss?? Wie ist es möglich, dass ein Nationalspieler entscheidend in den Abstiegskampf der 1. Bundesliga eingreift, obwohl er wenige Tage zuvor noch im Endspiel um die holländische Meisterschaft mitgespielt hat?? Muss es zwangsläufig jede Saison so sein, dass Vereine an einem Doppelwochenende z.B. am Sa. in München und am So. in Berlin spielen?? Warum werden die DM Endrunden von einer Agentur vergeben??

Dementsprechend frustriert ist auch Hella Kämper (Münchner SC). Sie hat zwar jetzt zu der von den Vereinen im Juni 05 anlässlich der DM Endrunde in Mönchengladbach beschlossenen Arbeitstagung aufgerufen, die am 17. und 18. März erstmals in Mönchengladbach stattfinden soll. Gleichzeitig droht sie aber: ‚Wenn diese Veranstaltung aufgrund zu weniger Teilnehmer nicht stattfindet, werde ich mein Amt als BL-Vereinsvertreterin nicht weiter wahrnehmen, denn dafür opfere ich nicht mein bisschen Freizeit. Ich bin mit großem Enthusiasmus angetreten, um etwas zu bewegen, was mich selbst täglich bewegt - als Abteilungsleiterin eines Hockeyclubs mit zwei Bundesligamannschaften. Es ist erschreckend wie wenig Power wir an den Tag legen; Resignation und Bequemlichkeit führen zu keinem Ziel.’

Da hat sie wohl leider recht - aber im März könnte ja vieles besser und von Mönchengladbach aus endlich ein Zeichen zum Aufbruch gesetzt werden.

 
Kai Milner

Kai Milner


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