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13 - 3. April 2007 |
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SchlagLicht | ||||||
Alkohol im Sport: Hoch die Tassen Der Tod eines 16 Jahre alten Schülers in Berlin nach einem so genannten "Kampftrinken" hat die Öffentlichkeit alarmiert: In den Medien wird das Problem übermaßigen Alkoholkonsums - insbesondere bei Kindern und Jugendlichen - aufgegriffen, obwohl das Thema an sich so besonders neu nicht ist: "Zuviel gesoffen" wurde auch vorher schon und das nicht nur zur Faschingszeit oder nur in Hochburgen karnevalistischen Frohsinns. Wie immer, wenn Drogenmissbrauch und Alkoholsucht öffentlich angeprangert werden, dann neigen wir Sportfunktionäre dazu, auf die soziale Kompetenz der Sportvereine zu verweisen, und erklären voller Inbrunst: "Bei uns passiert so etwas nicht". Dabei sind die Sportvereine durchaus keine "Inseln der Glückseligkeit", wie die meisten von uns - wenn wir nur ehrlich sind - zugeben müssen. Ob aus Freude über den Sieg oder aus Frust über die Niederlage: Ein vermeintlicher Grund zum Trinken lässt sich immer finden, wobei natürlich die Bandbreite von Quantität ünd Qualität des Alkoholkonsums groß sein kann. Sein Bier nach einem Match wird niemand einem erwachsenen Sportler missgönnen. Problematisch aber wird es, wenn es um Alkoholkonsum im Jugendbereich geht. Eine Randerscheinung? Eher nicht! Es soll Turniere geben, zu denen reisen Jugendmannschaften nicht nur mit ganzen Bierkästen, sondern auch mit Flaschen voller Hochprozentigem an. Und der Sport verkommt dabei zur herrlichsten Nebensache der Welt. Dass nach solchen Trinkturnieren nicht - wie im aktuellen Fall - ein Jugndlicher ins Koma gefallen und gestorben ist, liegt wohl weniger an der dabei nicht erreichten Promillegrenze, als daran, dass man im Sport die größere Erfahrung hat, schließlich verliert oder gewinnt man ja Woche für Woche. Ausgeklüngeltes Kreditsystem statt Flatrate Dass auch erwachsene Mannschaftsbetreuer oder Trainer es "in" finden gemeinsam mit ihren Jugendlichen "ein Fass aufzumachen" wird in Sportvereinen leider ebenso hingenommen, wie Gastronomen, die Alkohol an Jugendliche ausschenken. Zwar ist die Idee des Flatrate-Trinkens in der Vereinsgastronomie bisher noch nicht angekommen, aber das in Klubs allgemein angewandte Kreditsystem (heute saufen - nächsten Monat bezahlen) tut ein weiteres dazu, dass Sport und Alkohol eine unglückselige Allianz eingehen. "Dabei sind es die Betreuer und Trainer, die ihre jugendlichen Spieler prägen", weiß Dr. Lutz Nordmann, Chef der Trainerakademie Köln. "Geht der Trainer mit gutem Beispiel voran und duldet er keinen Schlendrian, dann orientieren sich seine Schüler daran". Allerdings räumt auch Nordmann ein, dass die Trainerausbildung gesellschaftspolitische Probleme und deren Lösungsmöglichkeiten kaum beinhaltet. "Die sportfachlichen, leistungsbezogenen Anforderungen stehen natürlich im Vordergrund." Viel wichtiger noch als bei der Trainerakademie sollte das Thema bei der Übungsleiterausbildung der Landessportbünde und der Fachverbände genommen werden, denn die hier ausgebildeten Übungsleiter treffen in den Vereinen auf die problematische Altersgruppe. Dann wäre ihnen auch zu vermitteln, dass es Blödsinn ist, was ein Kölner Trainer einem Sportjournalisten auf die Frage, warum er seinen Spielern extensiven Alkoholgenuss nicht verbiete, in den Notizblock diktierte: "Ob sie rauchen und saufen, oder nicht: Sie spielen deswegen doch nicht besser!" Herbert Bohlscheid |
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