Fragen ans Präsidium zum DHB-Bundestag
Nach den Fragen an den Präsidenten zum bevorstehenden DHB-Bundestag in Velbert will ich nun die Fragen an die einzelnen Präsidiumsmitglieder richten, die in ihren Tätigkeitsberichten unbeantwortet bleiben. Da ich beim letzten Mal länger wurde als gedacht, will ich mich dieses Mal kürzer fassen. Um die Gefahr, missverstanden zu werden. Was im Übrigen hier von einigen Lesern (siehe „Schlagabtausch“) gern getan wird.
DHB-Vizepräsident Finanzen, Dr. Stefan Friedmann
Der Schatzmeister ließ vor allem Zahlen sprechen. Die durchaus für sich sprechen. Für 2006 war der Überschuss so beträchtlich, dass sich sicherlich Begehrlichkeiten (des Finanzamts, des Bundesministers des Innern, des maßgeblichen Sponsors aller Sportmaßnahmen des DHB) entwickeln könnten. Vielleicht war das auch Anlass für seinen Antrag, eine Stiftung zu gründen. Eine gute und richtige Idee. Nur: in die Stiftung lässt man in der Regel Dritte zahlen und so soll es sicher auch hier sein. Aber 500.000 EUR DHB-Mittel, wo kommen die her (aus dem DHB-Vermögen, vor allem für Notfälle gedacht. Aber schön, dass es seit der Ära Hürter so etwas gibt nach den Pleitejahren der Krause-Zeit)? Und wem fehlten und fehlen sie?
Die Nationalmannschaften von der Jugend bis zu den Weltmeistern und Olympiasiegerinnen sind weiter minimal ausgestattet (mit einer Trainingshose und ein paar T-Shirts für vieltägige Lehrgangswochen mit mehreren Trainingseinheiten am Tag. Das stinkt im wahrsten Sinne des Wortes zum Himmel). Und die Jugendnationalmannschaften fahren zu wichtigen sportlichen Turnieren tagelang per Bus durch Europa zum Zielort, weil kein Geld für einen Flug da ist.
Für Vereinshilfe im Allgemeinen und nach der WM fehlt das ebenfalls und die Vereine werden mit ein paar Zetteln abgespeist. Wir hatten einmal eine hauptamtlich besetzte Vollzeitstelle für den Bereich Breitensport und Vereinshilfe, auf die vorübergehend wegen der unter der Ägide Krause-Zirfass-de Vries verursachten Finanzmisere verzichtet worden war. Diese Stelle ist dann zunächst nur als halb wieder besetzt worden. Gibt es keinen darüber hinausgehenden Bedarf mehr für Breitensport und Vereinshilfe?
Personalmittel scheinen auch nicht in angemessenem Umfang vorhanden zu sein, wenn man die gedachten Trainer der Nationalmannschaften oder die vorhandenen Mitarbeiter aus finanziellen Gründen nicht bekommen und halten kann.
Aber vielleicht haben sich die Ressortleiter auch nicht nachdrücklich an Sie gewandt. Insgesamt hört man jedenfalls allenthalben Zufriedenheit mit Ihrer Arbeit („das beste Pferd im Stall“).
Fragen an den Vizepräsidenten Sport, Hans Baumgartner
So stelle ich mir einen Jahresbericht vor. Natürlich das Herausstellen des berechtigten Stolzes auf die internationalen Erfolge des Verbandes. Auch „sein Werk“, die einteilige Bundesliga, kann sich sportlich sehen lassen. Baumgartner macht aber bereits hier und an anderen Stellen deutlich, wo es „Problemzonen“ gibt. Ist dann aber nicht konsequent. Warum sagt er nicht, dass für die gewünschten Nationaltrainer das Geld nicht da war. Um auf die hauseigene Lösung zu kommen, war kein halbjähriges Geeiere (und das noch mit Verlängerung) nötig.
Baumgartner spricht auch die Schiedsrichtermisere an, sieht hier vor allem ein quantitatives Problem (Lösung wohl: „aus der Masse folgt die Klasse“) und die Schuld von Vereinen und Verbänden, für genügend Schiedsrichternachwuchs zu sorgen.
Ich sehe hier eher ein inhaltliches Problem. Warum fühlen sich denn so viele Aktive und ehemals Aktive abgestoßen, Schiedsrichter zu werden (die zu Recht beklagten Anfeindungen sind doch nur die Folge der vorherigen Auswahl)? Warum bleiben Jugendliche, die immer Lust darauf haben, Spiele zu leiten, auf Dauer fern? Es werden augenscheinlich die falschen Tugenden gefördert. Warum dominiert nicht die Erziehung zum Grundsatz: „Lasst das Spiel laufen“ ? - Die Schiedsrichtergilde ist ein „Verein im Verein“.
Viel zu wenig wird das Miteinander mit Spielern, Trainern und Vereinen gefördert. Warum gibt es nicht in allen Ligen regelmäßigen Austausch vor und auch im Verlaufe der Saison mit den Trainern? Warum fürchten die Verantwortlichen wie der Teufel das Weihwasser die Bewertung der Schiedsrichterleistung durch die Trainer? Stattdessen Schiedsrichterbeobachtung durch viele ehemalige oder aktive Schiris, die selbst immer Probleme mit einer souveränen Spielleitung haben und hatten. Die Verkürzung auf die Fragen hier fordert Missverständnisse natürlich geradezu heraus. Ich werde mich diesem Thema nach dem Bundestag noch einmal widmen.
Großen Unmut ruft immer wieder der Umgang mit der Spielordnung hervor. Hier
wäre mehr Einfachheit und Dauerhaftigkeit der Spielordnung gewünscht. Permanente Änderungen
und vor allem diese unsäglichen Härtefallregelungen schaffen nicht mehr Gerechtigkeit
(davon kann ich aus meinem Berufsleben ein täglich Lied singen. Falls Sie es
nicht wissen: Steuergesetzgebung). Ist es so schlimm, wenn ein Nationalspieler
mal zwei Wochen kein Hockey spielen kann und dann auf eine untere Liga verwiesen
wird? Einige (einer sogar „Härtefall) spielen doch künftig sogar freiwillig unterklassig.
Seit ein paar Wochen hat der DHB einen neuen Sportdirektor. Als ich in meinem ersten „Schlaglicht“ im Januar den bisherigen Amtsinhaber Karsten Dufft als nicht geeignet für dieses Amt bezeichnete, war Empörung allenthalben. Zwei Monate später wurde sein Vertrag nicht verlängert. Das war mit Sicherheit nicht mein Werk. Aber warum zählte seine „vertrauensvolle Zusammenarbeit“ mit Dir, Hans, auf einmal nicht mehr? Du warst doch mit ihm und seiner Arbeit immer sehr zufrieden.
Fragen an den Vizepräsidenten für Marketing und Kommunikation Peter Hähner
Alles glänzend – sollte man seinem Jahresbericht glauben. In diesem Bereich bleiben für mich die meisten Fragen, klafft zwischen Anspruch und Wirklichkeit die größte Lücke.
Haben Sie nicht mit einer Reaktion der Vereine, die das Verbandsorgan DHZ bezahlen, gerechnet, als sie handstreichartig und ohne vorherige Diskussion mit den Betroffenen den Vertrag aufkündigten und einen neuen mit der Hockeyzeit eingingen? Ist das Kommunikation, für die Sie und Ihr Ressort stehen? Auch nach der Entscheidung war der Umgang mit den Betroffenen alles andere als kommunikativ. Wird das auch künftig Ihr Kommunikationsstil sein (Ignoranz von Anfragen, Sanktionieren mit Stimmrechtsverweigerung)?
Wenn ich nach Ihrem widersprüchlichen Jahresbericht gehe, sind Sie begeistert über diesen Schritt („dringend notwendig“). 30 Zeilen weiter haben Sie dieses Magazin aber schon wieder abgeschafft und plädieren nun fürs Internet und ein Halbjahresmagazin. Finden Sie die „Hockeyzeit“ eigentlich gut? Nie hat man ein Wort des Präsidiums zu diesem Magazin gehört – einer Hockeypublikation voller sprachlicher und fachlicher Inkompetenz, voller Vereinsferne, voller Hamburg-Affinität.
Mein schwerster Vorwurf ist der Umgang mit dem WM-Titel der Herren. Eine Woche noch ein paar Nachwehen in den üblichen Fernsehsendungen, vorwiegend des Sports. Und dann nichts mehr. Man musste den Eindruck haben, die Weltmeister würden systematisch versteckt. Da war man schon vor 25 Jahren weiter, als Klaus Kleiter mit seinen Mannen mit großem Erfolg durch Deutschlands Hallen „tingelte“. Ob man will oder nicht im Mannschaftssport, die Aufmerksamkeit der Medien wird durch die Personalisierung erreicht. Von der dann durchaus alle profitieren. Wo war die Promotion z.B. für Christopher Zeller? Wo war überhaupt irgendeine Initiative?
Jetzt kommen Sie (mangels Zuteilung internationaler Veranstaltungen) mit der „nationalen Veranstaltungsoffensive“. Wie das dann in der Wirklichkeit aussieht, konnte man bei der eher spartanisch durchgeführten Hallen-DM in Hamburg sehen. Über den ersten Auftritt der Weltmeister nach der WM über Ostern in Rheydt gibt unser Leser Dirk Walter auf unseren Seiten „Schlagabtausch“ einiges wieder. Vom Länderspiel am vergangenen Wochenende in Hamburg war noch am Tag danach nicht einmal das Ergebnis auf den DHB-Seiten im Internet zu finden. Gute Werbung damit auch im Vorfeld für die Ereignisse an diesem Wochenende in Berlin. Bei allem Bemühen der dha, kein einziger Vorbericht in den Berliner Zeitungen. Zudem widersprüchliche Angaben bis zuletzt auf den Internetseiten, wann nun eigentlich Spiele stattfinden. Keine Flugblätter, viel zu wenig Autogrammkarten für den „Tag der Nationalmanschaften“ (dabei liegen sie zu Tausenden in MG) und vieles mehr an Unzulänglichkeiten (keine gedruckten Mannschaftsaufstellungen für Publikum und Presse). Kein Einzelfall, so ist es immer. Sieht so die neue nationale Veranstaltungsoffensive aus?
A propos dha. Die schreibt wahrlich viele Agenturmeldungen. Aber es wird davon außerhalb Hamburgs in keiner Zeitung Gebrauch gemacht. Mühe allein genügt nicht. Kommt es für Sie nicht auch auf das Ergebnis an?
Und Kommunikation ist zu Anfang erst einmal die direkte zwischen Ihrem Ressort und den Menschen, die sich an und Ihre Mitarbeiter werden? Können Sie künftig dafür sorgen, dass alle eine Antwort bekommen?
Und neben vielem anderen, das ich hier einmal unterdrücke: Können Sie für die DHB-Geschäftsstelle und Ihr Ressort einen Duden kaufen? Oder, das ist vielleicht motivierender, eine Eintrittskarte für die nächste Veranstaltung mit Bastian Sick in der Köln-Arena.
Fragen an den Vizepräsidenten Breitensport und Vereinshilfe Ralph Bonz
Hier bin ich befangen, darum will ich zu den zwei Seiten „Aufgewärmtes aus 20
Jahren Breitensport und Vereinshilfe“ – Ihrem Jahresbericht und Ihrer Tätigkeit
in den letzten beiden Jahren - nichts sagen. Nur zwei Fragen hätte ich, da nirgendwo
darüber zu lesen ist: da wurde doch seit einiger Zeit die Vereinshilfe-Idee „Hockey-Dock“ als
zukunftsweisend und norddeutsches Pilotprojekt gepriesen. Noch Ex-Präsident Wüterich
war Feuer und Flamme. Verbrannt? Und die Zeitschrift „Freizeithockey“ als Bindeorgan
der Elternhockey-Bewegung? Wo ist sie geblieben? Und mit ihr die Impulse für
diesen Bereich?
Fragen an den Vizepräsidenten Jugend Wolfgang Hillmann
Hier fehlt mir der Einblick, so dass ich mir auch nicht zwanghaft irgendwelche kritischen Fragen abringen will. Nur eines stößt mir in Gesprächen immer wieder auf. Unzufriedenheit mit der termingerechten Erledigung von immer wieder anfallenden Veranstaltungen. Einladungen zu Nationalmannschaftslehrgängen, Organisation von DHB-Jugendwettbewerbungen und –meisterschaften, Abrechnungen. Bei rechtzeitiger Planung ließen sich bestimmt auch deutliche Kosteneinsparungen erzielen (Reisen!). Und diese Kritik wurde niemals an den ausgesprochen gelobten Mitarbeiterinnen, Frau Kraus und jetzt Frau Palm, laut.
Ich bin gespannt, welche Antworten wir in Velbert zu hören bekommen werden.
Dieter Schuermann
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