14 - 9. April 2007

SchlagLicht

So geht Club - Uhlenhorster Hockey-Club Hamburg


Vor einigen Tagen erhielt ich die Frühlingsausgabe des ältesten deutschen Hockeyvereins, des Uhlenhorster Hockey-Club Hamburg. Trotz des Alters des Vereins ist er für mich mehr als jeder andere zeitgemäß, ohne dabei modischen Trends nachzuhecheln. Das neue Clubheft bietet auf 20 Seiten einen Einblick in die Welt dieses Hockeyclubs im besten Sinne. Wenn ich mir einen Hockeyverein backen müsste, dann würde ich es nach dem Rezept der Uhlenhorster tun.

Es gibt viel zu tun


Jeder der nachstehenden Punkte ist eigentlich eine eigene Erfolgsgeschichte wert. Wer schon einmal ein Vereinsamt bekleidet hat, kann nachvollziehen, was die Arbeit an nur einem Teil bedeutet. Wie viel ehrenamtliches Engagement nötig ist, wie viele Mitarbeiter nur für einen Bereich. Sei es eine Bundesligamannschaft (der UHC hat deren vier), sei es die Vielzahl von 50 am Spielbetrieb teilnehmenden Jugendmannschaften mit 40 Trainern und ebenso vielen Betreuern. 610 Hockeyjugendliche wollen trainieren, spielen, Freude und Erlebnisse miteinander teilen. Und finden alles beim UHC. Sie werden dort gut ausgebildet und spielen auf hohem Niveau. Der UHC ist regelmäßiger und gern gesehener Gast auf allen Turnieren im ganzen Land.
Ein anderer Arbeitsbereich: die Pflege der tollen Anlage im Alstertal, die Hallen, die Platzanlagen (zwei Kunstrasen), das passende, aber nicht pompöse Clubhaus. 28 Erwachsenen-Mannschaften, darunter 19 Freizeitmannschaften, wollen regelmäßig trainieren und Wettkämpfe bestreiten. Manch ein Vereinsvorstand ist schon mit der Organisation des Vereinslebens bei drei Mannschaften überfordert. Auch die wirtschaftliche Seite ist nicht ohne: das ist nicht nur vom Umsatz her ein mittelständisches Unternehmen, nur von ganz wenigen hauptamtlichen Mitarbeitern sehr ökonomisch betrieben, aber von vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern geführt und getragen. Doch dazu gleich.

Ohne Moos nix los


Präsident Horst (ja, selbst der Vorname passt) Müller-Wieland (übrigens dem Elternhockey-Lager entstammend) schreibt in seinem langen, aber keine Zeile langweiligen, sehr prägnanten Editorial dieser Ausgabe selbst davon, dass der Club an jedem Tag des Jahres 3200 Euro ausgibt (den die sorgsamen Hamburger Kaufleute, die seit der Gründung den Club tragen, natürlich vorher eingenommen haben). Er schreibt auch, dass der Club eine Kosten-Einnahme-Rechnung für alle Teilbereiche erarbeitet hat und die Beiträge „passen“, d.h. auch im Jugendbereich die anteiligen Allgemeinkosten decken (das ist ein Gesichtspunkt, auf dem ich an dieser Stelle bei anderer Gelegenheit einmal zurückkommen möchte. Fast überall wird die Jugend subventioniert. Ist das eigentlich gerechtfertigt? Funktioniert die Idee des dieser Verteilung zu Grunde liegenden Generationenvertrags? ).
Interessant auch der Bericht über die Clubstiftung, die gerade ins Leben gerufen wurde. Ein durch die Steuergesetzgebung der letzten Jahren vermehrt umgesetzter Gedanke, sich dauerhafte Fördermittel zu erschließen (auch das bei anderer Gelegenheit ein Thema).
Mir zeigt dieses, dass der 1901 gegründete älteste deutsche Hockeyverein auf der Höhe der Zeit ist. Das sah man zuletzt, als drei Weltmeister aus Mönchengladbach heim in den Uhlenhorst kehrten. Das zeigten die letzten Feldhockeymeisterschaften der Jugend mit zwei Titeln oder die diesjährigen deutschen Hallenendrunden, bei denen der UHC in vier Altersklassen in der Endrunde vertreten war.

Dahinter stehen Menschen


Der Club vereint für mich in vorbildlicher Weise die Wechselwirkung von Leistungs- und Breitensport. Die Weltmeister trainieren die Elternhockeymannschaften, alle Nationalspieler wie Moritz Fürste und Carlos Nevado haben ihre Jugendmannschaften (und die A-Mädchen schwärmen natürlich für ihren Mo). Die Geselligkeit mit vielen Clubereignissen und Turnieren kommt niemals zu kurz. Dazu gehört die gepflegte und allen Ansprüchen gerecht werdende Gastronomie unter Leitung des Hockeymannes Steffen Lück ebenso wie die angenehmen hauptamtlichen Mitarbeiter, überall im Club.

Es ist vor allem die angenehme Atmosphäre, die diesen Club auszeichnet. Das Miteinander zwischen allen Bereichen, ob alt oder jung, ob leistungssportlich engagiert oder eher dem Breitensport zugeneigt. Da ist kein bisschen arrogante Überheblichkeit wie anderswo, gar nicht so weit entfernt. Da gibt es keine Hockey-Neureichen, sondern gediegene Gelassenheit und Freundlichkeit. Die begegnete mir alljährlich, wenn wir mit der Nationalmannschaft beim Panasonic-Cup oder später den Hamburg-Masters antraten. Da fühlte man sich von der ersten Minute an zu Hause, gut aufgehoben. Unter Freunden. Wie viele nette UHCer machen Jahr für Jahr ehrenamtlich für fünf Tage Urlaub für diesen Turnierdienst. Das fängt beim Turnierdirektor Peter Müller an, der seit mehr als einem Jahrzehnt für die inzwischen perfekte und dabei durchaus warme und liebenswürdige Organisation steht. Das setzt sich fort über die jungen Leute, die jeder mit einem Kleinbus versehen (und damit gleich den Fahrdienst flexibel erledigend) die Betreuung der Gastmannschaften übernehmen. Das sind die vielen netten Helfer, Andrea de Cuvry voran (die wenige Wochen nach der Geburt ihres Kindes 2006 schon wieder rundum das Geschehen unaufgeregt, souverän und charmant leitete).

Diese netten UHCer trifft man aber nicht nur zu Turnierfesttagen, sondern auch im sportlichen Alltag. Wie Kais Al Saadi die sportlichen Strippen im Jugendbereich zieht, dabei einem aber immer als fairer und angenehmer Sportpartner begegnet, Hochachtung. Dabei hat er als Trainer wie die vielen Meisterschaften der letzten Jahre zeigen, richtig „was drauf“. Jetzt habe ich einen herausgegriffen und verletze damit sicherlich zu Unrecht viele andere. Viele von ihnen kenne ich gar nicht mit Namen, aber immer, wenn ich auf Menschen mit der Eule als Zeichen in der Nähe weinroter oder hellblauer Spielkleidung treffe, kann ich sicher sein, dass sich hier gleicher Sportsgeist findet.

So geht Club


So muss Club sein. Klar formulierte Ziele. Tagtäglich gelebt und umgesetzt. Und überprüft. Ein Clubvorstand, der im besten Sinne führt („wer führen will, muss vorangehen“). Der nicht nur verwaltet, sondern zeitgemäß entwickelt. Der die Menschen mitnimmt. Das größte Kapital des UHC ist für mich nicht das nicht zu verachtende Stiftungsvermögen oder der nicht unerhebliche Wert des 40000 qm eigenen Grundstücks in schönster Wohnlage im Poppenbütteler Alstertal. inkl. der Bauten und Anlagen darauf (die restlichen 10000 qm sollen in diesem Jahr dazu erworben werden). Das größte Kapital sind die vielen engagierten Mitarbeiter, die den Club seit nun schon mehr als einem Jahrhundert tragen und auszeichnen. Immer neue, immer aufs Neue. Dieses Zusammenwirken beim Sport, in der Freizeit, bei gemeinsamem Engagement – das macht einen Club aus.
Dieter Schuermann

 
Dieter Schuermann

Dieter Schuermann


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