WHV-Jugend vor Reformen
Kleinere Vereine befürchten Abwerbung und Leistungskonzentration – Jugendsportwart Hermans will Ligensystem erweitern
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Teun Hermans (Bild links), Jugendsportwart des Westdeutschen Hockey-Verbandes, kann die Aufregung nicht so ganz nachvollziehen: Er will weder den Hockeyschläger neu erfinden, noch die Spielregeln der "Bückeballer" umkrempeln und doch sehen einige Kritiker offensichtlich den Untergang des Hockey-Abendlandes auf sich zukommen, wenn das Wirklichkeit wird, was Hermans sich für die kommende Feldsaison ausgedacht hat und was Rheinauf-Rheinab die Gemüter kontrovers beschäftigt.
Es geht um die Jugendspielbetrieb im Westdeutschen Hockey-Verband, speziell um die Aufteilung der Mannschaften in die einzelnen Ligen. Derer gab es bis dato zwei und die Vereine durften vor Saison selbst entscheiden, welche Mannschaften sie in den jeweiligen Altersklassen wahlweise in der schwächeren Pokalliga und welche sie in der stärkeren WHV-Liga meldeten, deren Beste als Vertreter des Westens an den Deutschen Meisterschaften teilnahmen.
"Das ist aber künftig kaum noch zu bewerkstelligen, weil die Zahl der Mannschaften
in der Feldsaison immer weiter um rund 34 Prozent in fünf Jahren angestiegen ist", so der gebürtige Holländer, der schon als Jugendwart bei ETuF Essen mitbekommen hat, dass sich die Verbandsfunktionäre schon bei damals deutlich weniger Vereinen oft schwer taten, einen ausgereiften Spielplan zu erstellen. "Die zur Ermittlung der DM-Teilnehmer zur Verfügung stehenden Spieltage sind im gleichen Zeitraum weniger geworden, das gesamte Programm muss an 9 bis 10 Tagen abgespult werden", so Hermans.
Aus der Not eine Tugend gemacht
Die Konsequenz: Ab der neuen Feldsaison gibt es im Westen im Jugendbereich eine Verbands- eine Ober- und eine Regionalliga: Aus der Not wurde eine Tugend gemacht, mit dem Resultat, dass die einzelnen Spielrunden kleiner und damit überschaubarer und die Spielplanerstellung leichter wird.
Möglicherweise war es die Terminologie selbst, die bei Vereinen Widerstand geweckt hat. Besonders im Bezirk Westfalen stieß der Jugendvorstand des WHV bei der Präsentation des Models auf wenig Gegenliebe. So wurde von Vereinen befürchtet, das neue System sei "leistungsorientierter" und führe zu einer Konzentration der guten Jugendspieler in einigen wenigen Großvereinen (Stichwort "Abwerbung"), die den kleineren Klubs dann keine Chance mehr ließen, auch einmal um eine Deutsche Meisterschaft mitzuspielen.
"Zweistellige Packungen" kassiert
Und auch Heino Knuf
(Bild rechts), beim DHB unter anderem für die Trainerausbildung zuständig, sieht Probleme allgemeiner Art ("Warum gibt es in den Instanzen im Hockey so gut wie keine Entscheidungsebene, in der auch die Trainer ihre Meinung einbringen können?"), wie denn auch das spezielle Problem einer möglichen Überforderung von Kindern und Jugendlichen.
Dem hält Hermans entgegen, dass es in seinem Ligensysten überhaupt nicht um Auf- oder Abstieg geht. "Anders übrigens als in Holland, wo man auch im Jugendbereich in jeder Saison um den Klassenerhalt oder den Sprung in die nächst höhere Liga kämpft. Allerdings soll es künftig auch nicht mehr alleine in das Belieben der Vereine gestellt werden, ihre Mannschaften in einer höherklassigen Liga anzumelden. "Es wird
wie schon zuvor immer ein Ranking geben, das sich hauptsächlich daran ausrichtet, wie die Ergebnisse des jeweiligen Teams in der letzten Altersklasse, also zwei Jahre zuvor, waren. Wer dann zusätzlich noch in der Regionalliga
oder Oberliga spielen will, der muss in den Altersklassen Jugend B und Jugend A
ein Qualifikationsspiel bestreiten", so noch einmal Hermans, der in der Vergangenheit die Erfahrung gemacht hat, dass bei einigen Vereinen oft "die Augen größer als der Bauch waren", sprich: zu schwache Klubs im Ligawettbewerb meldeten und dort "zweistellige Packungen" hinnehmen mussten", "auch nicht gerade eine kindgerechte Lösung".
Vom DHB gab's auf die Reformpläne, die übrigens komplett auf der Homepage des größten Landesverbandes (www.whv-hockey.de) als PDF-Datei zu finden sind, noch keine Resonanz. "Die wird aber bestimmt kommen, wenn erst einmal entsprechende Erfahrungen gesammelt wurden", ist sich Hermans ebenso sicher, wie er bezweifelt, dass das Modell in kleineren Verbänden mit geringeren Mannschaftszahlen Sinn macht.
Herbert Bohlscheid
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