SchlagBaum

29. Januar 2007

Eltern und Kinder im Mannschaftssport



Vor einigen Tagen bat mich der Betreuer einer Mädchen-B-Mannschaft um Rat, was er tun solle, nachdem sich die Eltern der Mädchen nicht über das Verkehrsmittel zu einer Turnierreise einigen konnten. Auch um den Mannschaftsgeist zu stärken, hatte er eine Bahnfahrt nach Berlin vorgeschlagen. Einige Eltern wollten, dass ihre Kinder lieber fliegen. Es kam zu einer Diskussion und einer vermeintlichen Einigung aufs Bahnfahren. Kaum war der Betreuer zu Hause, kamen die Beschwerden. Ich machte ihm den Vorschlag des folgenden Elternbriefes. Vielleicht haben auch Sie in Ihrem Verein damit zu tun, dass nur das „Ich“ und kaum noch das „Wir“ gesehen wird. Schreiben Sie es ggf. ab
Dieter Schuermann

Ein Elternbrief

„Liebe Eltern,

Teamfähigkeit und soziale Kompetenz sind heute Charakteristika, die im Berufsleben gefragt sind. Solche Eigenschaften fallen nicht vom Himmel, sondern müssen wie alle anderen Fähigkeiten erlernt und geschult werden. Wo besser als in einer Mannschaftssportart könnte dies geschehen? Wenn Sie sich an Ihre Schulzeit oder die in Jugendorganisationen, vielleicht sogar im Sportverein erinnern, was ist in Ihrem Gedächtnis geblieben? Die Stunden, die Sie in der Schule abgesessen haben oder in der Trainingsstunde verbracht haben? Oder doch eher die Klassenfahrt, die gemeinsamen Feten, die Reisen mit Ihrer Jugend- oder Sportgruppe? Ich denke, dass sich ein Mannschaftserlebnis, das es ja erst reizvoll macht, sich einem Sportverein anzuschließen, nicht in den wenigen Trainingsstunden entwickelt. Sondern vor allem im Drumherum vorher und nachher, in den gemeinsamen Aktivitäten im Club oder besonders auf Reisen. Aus diesem Grund hielt ich es sinnvoll und wichtig, mit Ihren Kindern eine Reise zu organisieren. Dabei geht es wie gesagt um gemeinsames Erleben, Spielen, Quatschen (das wir heute Chillen nennen), auch ein wenig Unsinn zu machen. Bahnfahrten sind ideal dazu. Sie sind heute ja kein aufwändiges Unternehmen mehr (im meiner Hockeyzeit war eine Hockeyreise von Berlin „in den Westen“ noch mit vielen Zeitstunden verbunden, wir kamen am Sonntag oft erst gegen Mitternacht nach Berlin zurück). Einem Vater war dennoch der Zeitgewinn seiner Tochter (welche Zeit hätte sie eigentlich gewonnen?) wichtig, so dass er die Flugreise nach Berlin vorschlug. Wir haben über diesen Idee beim letzten Training mit den anwesenden Eltern beraten und uns für die Bahnfahrt entschieden. Kaum war ich zu Hause, kamen die Absagen („meine Tochter fährt nur mit, wenn geflogen wird“, „die Reise darf nur 100 Euro kosten, ich gebe meine Tochter jemanden mit dem Auto mit“, „meine Tochter fährt aber nur per Bahn“, etc). Ich habe mich daraufhin entschlossen, die Reise abzusagen. Wie schon gesagt, gehört zum Mannschaftssport, aber eigentlich zu jedem Zusammenleben von Menschen, dass man Gemeinschaftsentscheidungen mitträgt. Ich denke, wir sollten einmal über Ihre Ansprüche an einen Sportverein und einen Übungsleiter und Betreuer und den Anforderungen eines Vereins und einer Mannschaft auf einem Elternabend reden…. Ihr Betreuer“

 


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