SchlagBaum

17. Januar 2007

Job und Sport

Großstadt-Vereine setzen im Hockey auf Arbeitsplatzangebote. TG und DHC sind skeptisch.

VON AXEL NICKEL


Zweitligist Rot Weiß Köln hat in der Hockey-Szene mit der Verpflichtung von fünf Nationalspielern für Gesprächsstoff gesorgt. Ab Sommer sollen die Weltmeister Tibor Weißenborn, Philipp und Christopher Zeller sowie Timo Weß den Club zurück in Liga eins fuhren. Auch Auswahlspieler Benjamin Weß wird sich den Kölnern anschließen. „Unser Modell ist, der Spielern eine berufliche Sicherheit zu bieten. Vom Club fließt kein Geld", erläutert Wolfgang Kluth, Sportlicher Leiter, den Coup. Er räumt aber ein, dass Rot-Weiß nur dank der Größe des Vereins und dessen gesellschaftlicher Struktur dieses Konzept entwickeln konnte. Beispiel: Stefan Seitz ging einst für Köln auf Torejagd und hatte die Idee, Leistungsträger anzulocken. Aus der Idee wurde ein Konzept, als Anwalt Seitz (er hat unter anderem Christoph Daum als Trainer zum 1. FC Köln vermittelt) erfuhr, dass die Zeller-Brüder Jura studieren. „Seitz berät sie, vermittelt Kontakte und Praktika. Beide können auch in seiner Kanzlei anfangen." Auch die anderen haben Verträge mit Gönnern. Kluth: "Entscheidend ist: Für Hockey gibt's einen Job."

Bundestrainer Markus Weise freut sich über das Modell "Duale Karriereplanung". Da sich in Köln eine "starke Trainingsgruppe" zusammenfinde und die Spieler zu allen Lehrgängen freigestellt werden, "sehe ich keine Probleme in unserer Vorbereitung auf die Olympischen Spiele". Da es im Hockey sonst höchstens "ein bisschen Handgeld, eine Wohnung und ein Auto gibt, was alles nicht so wertvoll ist wie ein Job", seien die Kölner Bestrebungen zu begrüßen und ein Vorbild für ambitionierte Clubs. Weise ist sich bewusst, dass dies nicht überall geht: "Die Vereine müssen da eigene Wege finden." Die TG Frankenthal etwa setze auf eine sehr junge Mannschaft und verfüge in Stephan Decher über einen ausgezeichneten Trainer, "was auch zählt".

In Frankenthal und Bad Dürkheim wurden die Entwicklungen aufmerksam und mit Bauchschmerzen verfolgt. "Als Kleinstadt haben wir keine Chance. Wir sind froh, wenn wir überhaupt Sponsoren finden. Da können wir nicht noch Arbeitsplätze fordern", so DHC-Präsident Horst Reinfrank.

In Dürkheim setze man auf die Jugend, wo es dank Ex-Nationalspieler Heiner Dopp großen Zulauf gebe. „Wenn aber die großen Vereine kommen, haben wir keine Chance", ist Reinfrank realistisch. Ähnlich ist die Situation in Frankenthal. "Grundsätzlich ist der Gedanke richtig, weil wir im Hockey einen hohen Leistungsstandard ohne finanzielle Entschädigung haben", so Uwe Bumb, von der Abteilungsleitung. Die TG unterstützt Spieler bei Ausbildung und Studium. „Ein Stück können wir den Kölner Weg mitgehen, aber die haben ganz andere Möglichkeiten", weiß Bumb. Er setzt vor allem auch darauf, dass Spieler wegen eines "stimmigen Mannschaftsgeistes" bleiben.

Gefunden in "Rheinpfalz" vom 15.1.2007

 


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