Nationalteams

 

Relative Zufriedenheit mit zwei Silbermedaillen

EM-Fazit der Bundestrainer Jacobi und Höppner sowie Delegationsleiterin von Livonius

 

Foto: W.Pohl

12.07.2009 - Mit zwei Silbermedaillen im Gepäck kehrte am Sonntag die deutsche Delegation von der U18-Europameisterschaft aus Nivelles zurück. Die Narben von den Endspielniederlagen – die Mädchen verloren 3:6 gegen die Niederlande, die Jungs scheiterten gegen Belgien mit 2:3 – am Samstag sind noch frisch, dennoch zog DHB-Jugendsportwartin Dagmar von Livonius (Hamburg) ein positives Fazit: „Ich bin mit der Leistung unserer Teams voll zufrieden. Stärker waren am Ende nur die beiden verdienten Europameister.“ Keine so guten Noten bekam der äußere Rahmen des einwöchigen EM-Turniers.
„Es wäre mehr drin gewesen, wenn wir von Beginn an so mutig gespielt hätten, wie es phasenweise in der zweiten Halbzeit der Fall war“, blickt Bundestrainerin Lisa Jacobi auf das Finale zurück. Dass die Niederlande das Endspiel letztlich völlig zurecht gewann, lag in den Augen von Jacobi nicht nur an der individuellen Stärke der Holländerinnen (Jacobi: „Die Cleverness und Abgezocktheit sowie deren Handlungsschnelligkeit beim Umschalten ist schon klasse und für einen Gegner nur schwer zu verteidigen“), sondern auch darin begründet, dass die deutschen Mädchen bei allem Vorsatz, das Finale unbedingt gewinnen zu wollen, im Unterbewusstsein vielleicht doch nicht restlos von der Siegmöglichkeit überzeugt schienen. „Unsere Mädchen spielen seit drei, vier Jahren gegen die Holländerinnen und haben noch nie gegen sie gewinnen können. Das steckt irgendwie doch im Hinterkopf.“
Auch wenn der Abschluss mit dem 3:6 etwas bitter war, so überwiegt mit ein bisschen Abstand bei der Bundestrainerin das Positive: „Wir haben uns hier stark präsentiert, die Entwicklung des Teams war übers ganze Jahr und auch hier beim Turnier sichtbar. Wir sind völlig zurecht im Finale gewesen. In punkto mannschaftlicher Geschlossenheit sah ich uns sogar noch vor den Holländerinnen.“ Herausheben wollte Lisa Jacobi dabei Kristina Hillmann, die ihre Rolle als Kapitänin bestens ausfüllte und starken Anteil an diesem harmonischen Teamauftritt hatte. Sicherlich über dem Durchschnitt spielten auch Marilena Krauß und Rebecca Grote, die mit sechs Treffern zusammen mit der Holländerin Willemse beste EM-Torschützin wurde. Die U18-Bundestrainerin hofft und glaubt, dass einige der Vizeeuropameisterinnen nach ihrem altersbedingten Ausscheiden aus dem U18-Kader es bald in den C-Kader schaffen können.
Für den deutschen U18-Bundestrainer Andreas Höppner waren die belgischen Jungs schon vor EM-Beginn so etwas wie ein Geheimtipp auf den Titel. „Mit dem Jahrgang 91/92 spielte Belgien bereits bei der B-Jugend eine sehr gute Rolle.“ In Nivelles wurde die Gastgebermannschaft dann ihrem Ruf mehr als gerecht. „Letztlich waren die Belgier ganz klar die beste Mannschaft hier. Das sind Riesenathleten, die vielleicht nicht das konstruktivste Hockey spielen, aber eine sehr gut funktionierende Raumdeckung haben und bockstarke Konter spielen können.“ Und da war noch Simon Gougnard. Der belgische Star konnte als einziger U18-EM-Spieler die Erfahrung eines olympischen Hockeyturniers (Peking 2008) vorweisen. „Der war hier wirklich überragend und wurde ganz klar zum besten EM-Spieler gewählt“, erkannte Höppner die Ausnahmestellung Gougnards an.
Dass die deutsche Mannschaft das Endspiel verlor, hatte in den Augen des Bundestrainers mehrere Gründe. „Erstens hatten die Belgier das deutlich einfachere Halbfinale, mussten nicht so an ihre Grenzen heran wie wir. Das Holland-Halbfinale war unsere Topleistung hier, die wir im Endspiel dann leider nicht mehr wiederholen konnten. Da stimmte einfach die Tagesform nicht mehr ganz, zudem fehlte uns die individuelle Klasse und am Ende auch ein wenig die Kraft.“ Aber ähnlich wie Kollegin Jacobi steht unterm Strich auch für Andreas Höppner ein positives Fazit: „Wenn man bedenkt, welche individuell starken Spieler unseres U18-Kaders hier nicht am Start sein konnten, dann haben wir mit einer sehr guten Mannschaftsleistung viel erreicht.“ Neben sehr starken Torwarten (Felix Reuß wurde zum besten TW der EM gewählt; auch Christopher Stubbe konnte in zwei Gruppenspielen überzeugen) lobte der Bundestrainer die sehr effektive Eckenabwehr sowie den Teamgeist und die konstruktive Beteiligung an den Videositzungen. Den Konzentrationsdurchhänger beim zweiten Spiel (3:2 gegen Schottland) fand Höppner im Nachhinein eher normal als ärgerlich.
Dagegen richtig ärgerlich empfand der Coach aus Mannheim nicht nur sein individuelles Abreisepech (sein PKW blieb in Nivelles mit einem Motorschaden liegen), sondern vor allem den ganzen Rahmen der Veranstaltung. „Das war einer EM nicht würdig. Der Kunstrasen war mit kleinen Ästen und Laub überzogen sowie mit einigen Austauschstücken mehr schlecht als recht geflickt, vor allem im Schusskreis. Das machte gerade die Ausführung der Strafecken zu einer unsicheren Sache“, so Höppner über die Platzqualität. Dass es bis auf ein Zelt keinerlei Umkleide- oder Besprechungsräumlichkeiten in Platznähe gab, trat deswegen so negativ in Erscheinung, weil die EM-Woche überwiegend verregnet war und es dringend Unterschlupf bedurft hätte. Als „sehr unglücklich gelaufen“ beschrieben beide Bundestrainer die Siegerehrung, die gar nicht auf dem Platz, sondern abseits auf einem versteckten Bereich des Geländes stattgefunden habe. „Da geht es auf jedem internationalen Oster- und Pfingstturnier stilvoller zu“, so Höppner, dessen Laune auch wegen einer völlig missglückten Dopingkontrolle („unsere drei vom Kontrolleur in der Halbzeitpause ausgewählten Jungs haben 40 Minuten nach dem Finale am Platz warten müssen, bis es voran ging“) sich nicht besserte. „Obwohl Hotel und Shuttleverkehr gut waren und sich die belgischen Organisatoren auch bemühten, so war es hier insgesamt nicht gerade perfekt. Es ist sehr schade für die Jugendlichen, wenn ihr sportlicher Jahreshöhepunkt unter den Rahmenbedingungen zu leiden hat. Schade auch um die gescheiterte Mannheimer Bewerbung. Beim MHC hätte man vom Äußeren her bestimmt eine ganz andere EM-Ausrichtung aufziehen können“, meinte Dagmar von Livonius.
Ein Lob zollte die Delegationsleiterin noch den beiden deutschen EM-Schiedsrichtern Michelle Meister und Philipp Hövel: „Sie waren sehr gut und lagen mit ihren Leistungen im obersten Level. Wenn wir mit unseren Mannschaften nicht im Finale gestanden hätten, wären sie bestimmt für ein Finale nominiert worden.“   

 

 
1. November 2024
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