|
02.07.2009 - Grand ohne Vier – so könnte man den Auftritt der deutschen A-Jugend-Nationalmannschaft kommende Woche in Nivelles auch bezeichnen. Wir sind allerdings nicht beim Skat, sondern bei der U18-Europameisterschaft im Feldhockey. Trotzdem muss Bundestrainer Andreas Höppner mit einem guten Blatt, wohl dosierten Stichen und gelegentlich verdeckten Karten hantieren können, will er auch nur in die Nähe dessen kommen, was die DHB-Auswahl bei der Vorgängerveranstaltung 2007 in Edinburgh erreicht hat, nämlich den EM-Titel zu gewinnen. „Ohne die individuell stärksten Spieler unseres JA-Jahrgangs haben wir bestimmt nicht die Favoritenrolle inne“, sagt Höppner.
Es ist keine falsche Bescheidenheit, die der U18-Bundestrainer da aussenden möchte. Doch würde er sich sicher angriffslustiger geben, wenn er die Spieler Florian Fuchs, Dieter Linnekogel (beide UHC Hamburg), Danny Nguyen (Mannheimer HC) und Luis Ibbeken (SC Charlottenburg) in seinem EM-Team wüsste. Linnekogel fällt schon einige Zeit wegen eines Ermüdungsbruchs aus, Ibbeken brach sich bei der letzten Station der EM-Vorbereitung die Mittelhand. Fuchs, der kürzlich mit 17 Jahren jüngster Spieler der deutschen U21-Weltmeistermannschaft war, und Nguyen sind spielbereit, doch werden sie ihre Kräfte statt in Nivelles für ihre Herren-Vereinsteams bei der DM-Entscheidung (Halbfinale und Endrunde) einsetzen. „Ich kann keinen Druck auf die Vereine ausüben. Da hätten im Endeffekt nur die betroffenen Jungs drunter gelitten“, sagt Höppner zur Terminüberschneidung.
Die für die EM nominierte Mannschaft verfüge, so der Bundestrainer, zwar nicht über die gleiche Qualität wie der hochgelobte Jahrgang 1990, doch mit Teamgeist und Disziplin könne in Nivelles einiges erreicht werden. Wichtig für Höppner: „Wir müssen uns im Turnier entwickeln und steigern.“ In den Spielen gegen Polen und Schottland als den beiden deutschen Auftaktgegnern soll dieser Prozess in Gang gesetzt und nebenbei möglichst sechs Punkte geholt werden. Dann wäre man voraussichtlich schon vor der letzten Vorrundenpartie gegen England im Halbfinale, wo – auch das darf vermutet werden – die Holländer und Spanier warten werden. „Die anderen drei Topnationen in Europa investieren viel in diesem Bereich, sicherlich mehr als wir“, sagt Andreas Höppner und ordnet den Engländern die größte Leistungssteigerung in der jüngsten Vergangenheit zu. Ob die anderen mit ihren vermeintlich besseren Karten am Ende die Nase vorne haben? Beim Skat kann gelegentlich auch ein Grand ohne Vier zum Erfolg führen.
|